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Für wen ist der Audioguide gedacht?

„Obwohl der Beruf des Reiseführers prosperiert, ist es schwierig, jedem Reisegast eine persönliche Führung zu bieten. Es sei denn, man ist entsprechend ausgerüstet.“
Andrzej Jarczewski

Audioguides kommen meistens in Museen für Einzelbesucher zum Einsatz, werden aber auch in Gemeinden (wenn auch deutlich seltener) und Städten genutzt, um die Besichtigung der Innenstadt oder eines bestimmten Geländes zu vereinfachen. Diese Art von Geräten nutzen auch Reiseveranstalter im Rahmen besonderer Reisen, z.B. auf Schiffen.

Was sollte drin sein?

Ein Audioguide ist ein in Form von kurzen Teilaufzeichnungen aufgenommener Reiseführer, der zusammen mit einem Datenträger bereitgestellt wird, d.h. einem entsprechenden Gerät. Dieses Gerät ist für eine einzelne Person bestimmt, nicht für eine Gruppe. Wichtig ist hierbei, dass die Aufnahmen in verschiedenen Sprachen erstellt werden können, um die Geräte Besuchern aus verschiedenen Ländern zur Verfügung zu stellen, die die entsprechende Sprachversion einfach wählen können. Manchmal werden Audioguides um einzelne Bilder oder Filme erweitert, aber allgemein wird davon ausgegangen, dass der Besucher die Umgebung besichtigt und dabei der Erzählung des Guides lauscht. Immer beliebter werden dabei besonders attraktiv gestaltete Aufnahmen. Historische Fakten werden dabei nicht enzyklopädieartig oder für einen durchschnittlichen Zuhörer unverständlich erzählt, sondern in Form einer kurzen (max. 2-2,5 Min.) Erzählung präsentiert, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht, Spannung aufbaut oder humoristisch angehaucht ist (je nach Thema und Geschichte des jeweiligen Orts). Gelegentlich werden die Besucher auch von authentischen oder fiktiven historischen Figuren durch die Stadt geführt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Audio Guide Gdańsk, eines der ältesten und größten Audioguide-Systeme für Stadtführungen in Polen. Schließlich möchte niemand seine Gäste langweilen. Deshalb lohnt es sich, wenn mehr erzählt oder Details zu einem Thema dargestellt werden sollen, dieses in mehrere kleine Fragmente zu unterteilen und z.B. in der Einführung anzukündigen, anstatt zu erwarten, dass der Besucher eine 15-minütige Aufzeichnung in Form eines kompletten Nachschlagewerks anhört.

Einfacher ausgedrückt: der durchschnittliche Reisegast, insbesondere im Urlaub oder in der Freizeit, merkt sich keine Jahreszahlen, Namen und andere Details, mit denen er in der Schulzeit zu kämpfen hatte. Stattdessen behält er mit Sicherheit Emotionen in Erinnerung, die man versuchen kann, durch eine gut geschriebene Geschichte zu vermitteln. Dabei kann auch etwas Wissen eingebaut werden, das so viel leichter anzueignen ist. Zur Belohnung erzählt unser zufriedener Gast in seinem Umfeld von seinen Emotionen und die Information über unsere Sehenswürdigkeit und den interessanten Audioguide verbreitet sich.

Es hat sich bewährt separate Audioguides (separate Besichtigungstouren) für Kinder, Studierende oder Personen mit Interesse an bestimmten Aspekten des Themas zu entwickeln, und damit die Message an das Alter und die Interessen des Besuchers anzupassen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Audioguide im Museum der Stadt Gdynia, der separate Touren für verschiedene Besuchergruppen (u.a. Kinder) anbietet.

Wie viel kostet das und wie lässt sich das organisieren?

Audioguides sind komplizierte Projekte, die in jedem Einzelfall an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Deshalb ist es auch nicht möglich, eine starre Preisliste zu erstellen. Der häufigste Fehler ist es, mit der Preisschätzung der Geräte zu beginnen (es gibt zahlreiche Modelle und Betriebstechnologien).

Ein Audioguide verkörpert die Geschichte, nicht das Gerät. Das Gerät steht an letzter Stelle. Möchte man also in einem Museum oder einer Stadt mit dieser Lösung arbeiten, muss zunächst ein Plan erstellt werden. Bei der Zusammenstellung der Geschichte sollte man vom Allgemeinen aus in die Details übergehen und sich überlegen, was wem wie erzählt werden soll. Ganz besonders sollte man erst gar nicht versuchen, alles in die Aufzeichnung zu packen. Zum Schluss werden die Drehbücher der Aufzeichnungen geschrieben und entsprechende Fachleute mit der Produktion beauftragt. Schließlich muss noch entschieden werden, wie die Geschichte den Besuchern präsentiert werden soll. Zur Wahl stehen der Kauf von Geräten, eine App oder die Veröffentlichung der Aufzeichnung im Internet in Form einer Datei zum Download oder eines Streams. Manchmal bietet es sich auch an, den Audioguide zusammen mit einem Datenträger zu verkaufen (CD, USB-Stick oder spezieller günstiger MP3-Player).

Werbung kurbelt die Besichtigung an

Niemand wird selbst den tollsten Geschichten lauschen, wenn er nicht weiß, dass diese Möglichkeit überhaupt besteht. Häufig werden bei der Erstellung des Budgets für ein Audioguide-Projekt keine Werbe- und PR-Kosten berücksichtigt. Wenn das System auf Polnisch und Englisch funktionieren soll, dann sollte auch die Werbekampagne zweisprachig sein. Und zwar nicht in identischer Form.

Bei der Beauftragung eines Unternehmens mit der Produktion der Aufzeichnung sollte unbedingt geklärt werden, wer die Texte des Drehbuchs übersetzt und überprüft. Der Text sollte von einem Übersetzer korrekturgelesen werden, der Muttersprachler der jeweiligen Zielsprache ist.
Es lohnt sich außerdem, die besten professionellen Sprecher zu engagieren. Auch die spannendste und tollste Geschichte wird nach der Hälfte ausgeschaltet, wenn sie von einem Amateur gelesen und in einem Hinterzimmer aufgenommen wurde. Es sollte unbedingt ein Unternehmen mit der Realisierung des Projekts beauftragt werden und dessen Referenzen und Produktionsbeispiele geprüft werden.

Genau wie der Korrektor sollte auch der Sprecher Muttersprachler sein. Selbst wenn die Fremdsprachenkenntnisse fast perfekt sind, ist immer ein Akzent zu hören und der gelesene Text klingt wenig glaubwürdig. Sprecher und Schauspieler aus den jeweiligen Ländern müssen nicht zwingend teurer sein als Einheimische. Ein weiterer äußerst wichtiger Aspekt bei Aufzeichnungen in Fremdsprachen ist die entsprechende kulturelle Lokalisierung. Geschichten, die ausländischen Zuhörern erzählt werden, müssen nicht immer identisch sein mit den einheimischen (manchmal sollte dies explizit nicht so sein). Nicht alle Menschen auf der Welt lachen über dieselben Witze – ein guter Übersetzer übersetzt einen Witz nie wortwörtlich.

Tipps und Hinweise

  • Beginnen Sie mit einem allgemeinen Plan und der Festsetzung von Zielen und Zielgruppen (Gäste, Besucher).
  • Gehen Sie vom Allgemeinen ins Detail über.
  • Suchen Sie Rat bei Experten. Es sei denn, Sie sind selbst Experte für alles.
  • Schreiben Sie ein allgemeines Drehbuch für die Aufnahmen und passen Sie es der schrittweise an die Audioguide-Form an.
  • Keine Angst vor persönlichen Erzählungen (d.h. ein Titelheld erzählt die Geschichte), Humor, Dialogen und Spannungsaufbau. All dies kann dazu führen, dass Ihre Geschichte besser im Gedächtnis hängen bleibt.
  • Denken Sie daran – Ihr Gast ist im Urlaub oder hat frei. Respektieren Sie dies.
  • Erstellen Sie eine Aufzeichnung für Kinder – damit keine Langeweile entsteht, während die Eltern Ihr Objekt besichtigen.
  • Denken Sie auch an Aufzeichnungen für Blinde und Sehbehinderte – erstellen Sie eine Audiobeschreibung Ihres Objekts.
  • Machen Sie Werbung für Ihr Projekt!
  • Kooperieren Sie – mit Reiseveranstaltern, Fachleuten zum Thema, Verbänden, anderen Firmen (Cross-Selling).
  • Veröffentlichen Sie Auszüge aus der Aufzeichnung auf Ihrer Internetseite

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